Blut, Krebs und Infektionen

Infektionskrankheiten

Affenpocken

Affenpocken (Affenpockenkrankheit): Infektionskrankheit, die an der Haut charakteristische Bläschen und Knötchen verursacht. Affenpocken treten regelmäßig in West- und Zentralafrika auf, in Europa ist die Erkrankung sehr selten. In Afrika stecken sich die Patient*innen meistens bei infizierten Nagetieren an – und nur selten bei ihren Mitmenschen.

Die ersten Beschwerden ähneln einem grippalen Infekt mit Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Zusätzlich schwellen einige Lymphknoten an. Die charakteristischen Hauterscheinungen machen sich meist wenige Tage nach dem Fieber bemerkbar und verändern sich im Krankheitsverlauf.

Behandelt werden die Beschwerden, beispielsweise die Kopfschmerzen, mit Schmerzmitteln. Meistens heilt die Erkrankung von selbst ab. Seit 2022 ist auch das Arzneimittel Tecovirimat in der EU zugelassen, das das Virus direkt angreift – dieses ist aber (noch) nicht breitflächig im Einsatz.

Schutz vor der Ausbreitung bieten die Quarantäne von Kontaktpersonen und die Isolation von Infizierten. Zudem zeigt die Pockenimpfung eine Wirkung gegen Affenpocken.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Fieber
  • Müdigkeit
  • geschwollene Lymphknoten
  • im Verlauf Hauterscheinungen, die sich stadienhaft verändern
  • rötliche Flecken
  • Bläschen
  • Knötchen
  • Pusteln.

Wann in die Arztpraxis

Am gleichen Tag, wenn

  • Sie verdächtige Bläschen oder Knötchen an der Haut bemerken
  • Sie aus Zentral- oder Westafrika eingereist sind und Fieber haben
  • Sie Kontakt mit Einreisenden aus Zentral- oder Westafrika hatten und Fieber haben
  • Sie engen Kontakt mit an Affenpocken erkrankten Menschen oder Tieren hatten.

Hinweis: Wenn Sie glauben, an Affenpocken erkrankt zu sein, sollten Sie Ihre Hausarztpraxis zunächst telefonisch über Ihren Verdacht informieren. Ihre Praxis wird mit Ihnen dann die nächsten Schritte klären. Bei einem unangekündigten Besuch riskieren Sie, andere Patient*innen anzustecken.

Die Erkrankung

Erreger

Das Affenpockenvirus ist ein Erreger, der dem Pockenvirus ähnelt. Es befällt üblicherweise Tiere, vor allem Nagetiere und Affen. Eine Übertragung der Affenpocken auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch ist bisher selten, dennoch kommt dies in West- und Zentralafrika immer wieder vor. Die Ursache für Erkrankungen in Europa ist meistens eine Reise nach West- oder Zentralafrika oder der Kontakt mit Reiserückkehrern. Im Mai 2022 sind in Europa allerdings mehrere Dutzend Fälle aufgetreten, die nicht mit einer Reise im Zusammenhang standen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ansteckungsquelle für Affenpocken sind meistens Tiere, etwa Nagetiere oder Affen. Für die Ansteckung ist ein Kontakt notwendig, beispielsweise durch

  • direkten Körperkontakt, etwa bei der Jagd

  • Bisse

  • das Essen von nicht genug erhitztem Fleisch infizierter Tiere

  • Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin oder Blut.

Man kann sich aber auch bei infizierten Menschen anstecken. Auch hier ist ein enger Kontakt die Voraussetzung, etwa durch

  • Körperkontakt, beispielsweise bei sexuellen Handlungen

  • Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Urin, Speichel oder Blut, die auf die Schleimhaut oder auf kleine Wunden gelangen

  • Kontakt mit Gegenständen, an denen das Virus haftet – wie beispielsweise Türklinken, Geschirr, Kleidung oder Handtücher

  • das Zusammenleben in einem Haushalt

  • das Einatmen von Viruströpfchen, die beispielsweise beim Husten oder Niesen in die Luft gelangen.

Verlauf

Nach dem Kontakt mit dem Virus dauert es meistens 6–13 Tage, bis man erkrankt. Die ersten Beschwerden ähneln einem grippalen Infekt. Wenige Tage nach Fieberbeginn entwickeln sich erste Hauterscheinungen wie Knötchen oder Bläschen. Diese treten meistens zuerst im Gesicht auf und breiten sich anschließend auf die Gliedmaßen aus. Manchmal entstehen sie auch zuerst an den Genitalien. Die Anzahl der Hauterscheinungen variiert zwischen einer Handvoll und mehreren Hundert.

Die Hauterscheinungen verändern im Krankheitsverlauf ihre Gestalt: Zuerst sind es Hautrötungen, die sich zu Bläschen und anschließend Knötchen entwickeln. Als letztes entstehen Pusteln, die verkrusten und dann abheilen.

Risikofaktoren

Kinder und Menschen mit einer Immunschwäche haben ein erhöhtes Risiko, stärker zu erkranken.

Diagnosesicherung

Auffällig sind die typischen Hauterscheinungen. Bei einem Erkrankungsverdacht wird Ihre Ärzt*in einen Abstrich von den Hauterscheinungen abnehmen. Der Abstrich wird anschließend mit einem PCR-Test untersucht – mit diesem lässt sich das Virus nachweisen.

Behandlung

  • Behandelt wird in erster Linie symptomatisch, das heißt die Therapie richtet sich gegen die auftretenden Symptome, nicht aber das Virus selbst. Gegen Kopf- und Gliederschmerzen helfen beispielsweise Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen.

  • Anders ist das beim Medikament Tecovirimat, das direkt das Virus bekämpft. Weil es erst seit Kurzem zugelassen ist, liegen noch keine umfassenden Erfahrungen vor.

Prognose

Die Erkrankung heilt auch ohne Medikamente bei den meisten Menschen von selbst ab. Die Sterblichkeit in Afrika wird auf 3–6 % geschätzt. Vermutlich ist die Sterblichkeit in der Realität niedriger, da nicht alle erkrankten Fälle erfasst wurden.

Vorsorge

Impfung. Der Impfstoff gegen das menschliche Pockenvirus wirkt auch gegen das Affenpockenvirus. Geimpfte haben mindestens einen Teilschutz gegen eine Ansteckung. Zurzeit ist es allerdings nicht notwendig, die gesamte Bevölkerung zu impfen.

Ansteckung verhindern. Erkrankte Personen sollten sich isolieren, um die Infektion nicht zu verbreiten. Erkrankte sind ansteckend, solange sie Symptome haben. In der Regel dauert das zwei bis vier Wochen. In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, Infektionsketten schnell zu unterbrechen. Deswegen sollten sich auch Kontaktpersonen umgehend mit ihrer Hausarztpraxis oder dem Gesundheitsamt in Verbindung setzen.

Ihre Apotheke empfiehlt

Wachsam sein. Nicht jede Hautveränderung spricht für eine Affenpocken-Infektion. Wenn Ihnen eine Hautveränderung verdächtig vorkommt, sollten Sie das mit Ihrer Hausärzt*in (zunächst telefonisch!) abklären. Das gilt besonders, wenn Sie sich vor Kurzem in Afrika aufgehalten haben oder Kontakt zu einer Afrikareisenden hatten.

Verhalten in Risikogebieten anpassen. Vermeiden Sie Kontakt mit Wildtieren, wenn Sie in West- und Zentralafrika unterwegs sind. Informieren Sie sich im Vorfeld, in welchen Regionen das Affenpockenvirus vorkommt und welche Tiere vorrangig betroffen sind.

| Von: Dr. med. Tobias Höflein

Blutvergiftung

Blutvergiftung (Sepsis): lebensbedrohliche Infektion des ganzen Körpers. Die Blutvergiftung ist wahrscheinlich häufiger als bislang angenommen – neuere Schätzungen gehen von rund 150 000 Erkrankten pro Jahr in Deutschland aus, von denen ~ 35 % sterben. Besonders gefährdet sind abwehrgeschwächte Patienten, eine Blutvergiftung kann sich aber auch bei vorher Gesunden entwickeln.

Leitbeschwerden und -befunde

Ausgangspunkt einer Blutvergiftung ist ein sich auf den übrigen Körper ausbreitender Infektionsherd. Dieser bewirkt eine überschießende Immunreaktion, die in keinem Verhältnis mehr zur lokalen Infektion steht. Entscheidend für die Schwere einer Blutvergiftung ist nicht das Ausmaß der Entzündung am lokalen Infektionsherd, sondern das Ausmaß des Kontrollverlustes bei den Mechanismen der Immunabwehr. Dementsprechend können auch vermeintlich kleine Verletzungen und leichte Infektionen zu einer schweren Blutvergiftung führen. Zu den klassischen Symptomen einer Blutvergiftung zählen:

  • Fieber über 38 °C oder Untertemperatur unter 36 °C. Typisch sind Fieberzacken mit schnellem Fieberanstieg, oft mit Schüttelfrost, dann Fieberabfall innerhalb eines Tages, gefolgt von erneutem Fieberanstieg
  • Puls über 90 Schläge/Minute
  • Systolischer Blutdruck ≤ 100 mmHg
  • Bewusstseinsveränderungen (Unruhe, Desorientiertheit) oder Bewusstseinsstörung
  • Über 20 Atemzüge pro Minute oder Nachweis einer Lungenfunktionsstörung
  • Deutlich zu wenige oder zu viele weiße Blutkörperchen im Blut
  • Ödeme
  • Erhöhter Blutzuckerspiegel

Das Problem: Diese Beschwerden können bei vielen anderen Erkrankungen ebenfalls auftreten. Andererseits können auch bei einer schweren Sepsis typische Krankheitszeichen fehlen.

Daher wurde die Sepsis-Definition 2016 überarbeitet: Verbindlich für das Vorliegen einer Sepsis ist demnach eine lebensbedrohliche Funktionsstörung (Organdysfunktion) von Nieren, Lungen, Herz oder Hirn. Sie entwickelt sich meist aufgrund einer Minderdurchblutung des entsprechenden Organs: Das überschießende Immunsystem reagiert auf die Infektion mit einer verstärkten Blutgerinnung. In der Folge bilden sich Blutgerinnsel in den Gefäßen der Organe und verschließen diese. Durch den massenhaften Verbrauch der Gerinnungsfaktoren entwickelt sich anschließend eine Blutungsneigung. Für die Definition einer Sepsis ist hingegen unbedeutend, ob die zugrundeliegende Infektion durch Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten verursacht ist. Allerdings handelt es sich in rund 95% der Fälle um Bakterien.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn bei einer Infektion der Eindruck besteht, sie würde eher schlechter als besser.

Sofort den Notarzt rufen, wenn

  • Der Kranke im Rahmen einer Infektion zunehmend unruhig, schläfrig oder verwirrt wird
  • Sich die Haut bläulich verfärbt (Zeichen für einen Sauerstoffmangel) oder rote Hautflecke auftreten (Zeichen von Gerinnungsstörungen)
  • Der Betroffene bei einer Infektion kaum oder keinen Urin mehr lässt („Grenze“ bei Erwachsenen etwa 500 ml oder 2–3 Toilettengänge täglich).

Die Erkrankung

Häufigste Ursache einer Blutvergiftung ist eine schwere bakterielle Infektion, bei der immer wieder Bakterien den Organismus überschwemmen. Ausgangspunkte sind besonders oft Infektionen der Atem- oder Harnwege.

Das Immunsystem versucht zwar noch, der Lage Herr zu werden, dies gelingt ihm aber oft nicht. Schließlich schaden nicht nur die Bakterien selbst, sondern auch die eigentlich sinnvollen und zur Infektionsbekämpfung gedachten Abwehrreaktionen und Botenstoffe dem Organismus. Kreislauf und Blutgerinnung brechen zusammen, Herz, Lunge und Nieren werden zunehmend in Mitleidenschaft gezogen.

Im Gegensatz zu tropischen Ländern sind in Mitteleuropa Pilze selten, die für einen gesunden Organismus ernsthaft gefährlich werden können. Bei Menschen mit erheblich geschwächtem Immunsystem lösen allerdings auch eher harmlose Pilze wie Candida albicans schwerste Erkrankungen bis hin zur Blutvergiftung aus. Gefährdet sind z. B. Frühgeborene, Leukämiekranke und Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche.

Variables Bild. Eine bakterielle Sepsis entwickelt sich meist rasch, manchmal innerhalb weniger Stunden, aus einer anfangs nicht selten harmlos aussehenden Infektion. Dass hohes Fieber zwingend erforderlich ist, ist ein Irrglaube – gerade bei älteren Menschen fehlt es häufig. Auch das Aussehen des Kranken ist kein zuverlässiger Anhaltspunkt: Zwar sehen viele Betroffene „schlecht“ aus und zunehmender Verfall ist immer ein Alarmzeichen, doch gerade zu Beginn einer Blutvergiftung sieht der Patient nicht selten „gut“ und rosig aus, denn Herz und Kreislauf laufen auf Hochtouren.

Rote Streifen, die von einer Verletzung an Hand oder Fuß in Richtung Rumpf ziehen, sind kein Zeichen einer Blutvergiftung, sondern einer Entzündung der Lymphgefäße (Lymphangitis) unter der Haut durch eine Wundinfektion. Diese ist nicht akut bedrohlich, erfordert aber auch eine ärztliche Behandlung.

Eine Pilzsepsis beginnt meist ganz langsam: Der Patient fühlt sich abgeschlagen, müde und schwitzt nachts. Die Beschwerden gehen aber im Gegensatz zu vorübergehenden leichteren Infektionen nicht weg, sondern werden immer schlimmer.

Schwere Blutvergiftung und septischer Schock. Gelingt es nicht, die Blutvergiftung schnell zu kontrollieren, kommt es zur Kreislaufbeeinträchtigung mit zu niedrigem Blutdruck und zu Organschädigungen, vor allem der Lunge (Warnzeichen: bläuliche Hautverfärbung), des Gehirns (Warnzeichen: Unruhe, Schläfrigkeit, Verwirrtheit), der Nieren (Warnzeichen: verminderte Urinproduktion) und der Gerinnung (erkennbar z. B. an roten Hautflecken). Eine schwere Blutvergiftung hat sich entwickelt. Es droht dann unmittelbar der lebensbedrohliche septische Schock mit Kreislaufkollaps.

Nicht selten kommt es zum Multiorganversagen. Hier versagen mindestens zwei lebenswichtige Organe, z. B. Lunge und Niere oder Leber und Gehirn.

Ein Multiorganversagen kommt nicht nur bei der Blutvergiftung vor, sondern auch im Verlauf von Mehrfachverletzungen, z. B. bei Verkehrsunfällen, oder beim Leberversagen als Endstadium einer Leberzirrhose.

Das macht der Arzt

Bei Verdacht auf eine Blutvergiftung wird der Kranke sofort in eine Intensivstation eingewiesen. Blut-, Urin-, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen und gegebenenfalls eine Liquoruntersuchung (Untersuchung von Hirnwasser) sollen schnellstmöglich Art und Schwere der Infektion klären, denn wenige Stunden können über das Überleben entscheiden. Unmittelbar nach Abnahme der verschiedenen Proben beginnt die antiinfektive meist antibiotische Behandlung. Oft ist der Zustand des Betroffenen so ernst, dass er auf der Intensivstation künstlich ernährt und eventuell sogar beatmet werden muss.

Trotzdem bleibt die Behandlung oft erfolglos, was auch daran liegt, dass eine Blutvergiftung häufig ältere und abwehrgeschwächte Patienten betrifft, die dem Erreger nicht mehr viel „entgegenzusetzen“ haben.

Weiterführende Informationen

  • www.sepsis-gesellschaft.de – Deutsche Sepsis-Gesellschaft e. V., Jena: Unter der Rubrik Was ist Sepsis finden sich gute Informationen für Laien sowie für Personen mit Vorkenntnissen.

| Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

COVID-19 (Coronavirus-Erkrankung)

COVID-19 (Coronavirus Disease 2019, Coronavirus-Erkrankung 2019): Akute infektiöse Lungenerkrankung, ausgelöst durch den Ende 2019 erstmalig in China nachgewiesenen neuen Coronavirus-Typ SARS-CoV-2. Covid-19 hat sich weltweit ausgebreitet und wurde von der Weltgesundheitsorganisation als Pandemie eingestuft.

Die Symptome sind sehr vielfältig. Bei schwereren Verläufen entwickelt sich eine Lungenentzündung. Von diesen sind vor allem Menschen über 60 Jahre betroffen sowie Patient*innen mit bestimmten chronischen Erkrankungen. Die Sterblichkeit beträgt je nach Virusvariante bis zu 2 %. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen bei leichten Erkrankungsverläufen Allgemeinmaßnahmen wie Schmerzmittel, bei schweren Verläufen die Sicherung der Sauerstoffversorgung bis hin zur Intensivmedizin.

Vorbeugend helfen Schutzmaßnahmen wie Husten- und Nies-Etikette, Abstandhalten, häufiges Händewaschen und der Verzicht auf Händeschütteln und jeglichem anderen Körperkontakt. Impfstoffe verhindern eine Ansteckung oder mildern den Verlauf der Erkrankung ab.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Trockener Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Schnupfen
  • Fieber
  • Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns
  • seltener Bauchschmerzen, Durchfall (bei Kindern häufiger).

Wann in die Arztpraxis

Am gleichen Tag bei

  • hohem Fieber
  • starkem Krankheitsgefühl
  • Atemnot.

Hinweis: In Zeiten starker Ausbreitung des Virus (Stichwort Pandemie 2020, siehe unten) ist bei Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion die Hausarztpraxis zunächst telefonisch zu kontaktieren. Der Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus liegt vor bei oben genannten Beschwerden, bei einem vorherigen Aufenthalt in einem vom Robert Koch-Institut benannten Risikogebiet (Link zur Karte siehe unten unter Weiterführende Informationen) oder bei Kontakt zu einer an COVID-19 erkrankten Person.

Die Erkrankung

Erreger

Das neue Coronavirus Typ SARS-CoV-2 gehört zur Gruppe der Coronaviren, die Mitte der 60er-Jahre entdeckt wurden und sowohl Menschen als auch Säugetiere und Vögel infizieren. SARS-CoV-2 wurde 2019 entdeckt. Wie und über welchen Zwischenwirt die Viren den Sprung vom Tier zum Menschen geschafft haben, ist noch unklar. Am wahrscheinlichsten ist dabei der Verzehr infizierter Wildtiere, wie sie traditionell noch häufig auf chinesischen Großmärkten angeboten werden. Als Ursprungswirte in Verdacht stehen vor allem Fledermäuse (Stand Februar 2021)

Ihren Namen verdanken die Viren ihrem kronen- oder kranzähnlichen Aussehen unter dem Elektronenmikroskop. Neben SARS-CoV-2 gehören zur gleichen Gruppe Coronaviren das SARS-CoV (Erreger des erstmalig 2002 in Südostasien aufgetretenen Schweren Akuten Respiratorischen Syndroms, SARS) und MERS-CoV (löste erstmalig 2012 auf der arabischen Halbinsel das Middle East Respiratory Syndrome MERS aus).

Unter den bekannten Coronaviren scheint sich das neue Virus SARS-CoV-2 deutlich schneller auszubreiten als sein Verwandter SARS-CoV. Verantwortlich dafür soll das Spike-Protein in der Virushülle sein. Es unterscheidet sich genetisch von den Spike-Proteinen anderer Coronaviren und führt offenbar zu einer zehnmal stärkeren Bindung an die Oberfläche seiner Wirtszelle. Außerdem sind die mit dem neuen SARS-CoV-2-Infizierten im Gegensatz zu Patient*innen mit dem SARS-CoV häufig schon vor Ausbruch der Beschwerden ansteckend, was die Verbreitung des Virus zusätzlich erleichtert.

Varianten:

Neben der ursprünglich entstandenen Variante, die als "Wildtyp" bezeichnet wird, haben sich weitere Varianten des Virus entwickelt und verbreitet. Bei diesen Varianten hat sich z. B. das Spike-Protein verändert, wodurch das Virus noch besser an menschliche Zellen binden kann. Die aktuell in Deutschland vorherrschende Omikron-Variante umgeht teilweise den Impfschutz und ist deutlich ansteckender als der Wildtyp. Schwere Infektionen sind aber weniger häufig als bei der Delta-Variante.

Krankheitsentstehung und Übertragung

Aktuell wird das Virus nur von Mensch zu Mensch übertragen, Fälle der Übertragung durch Haustiere oder andere Tiere sind in Europa nicht bekannt. Die Ansteckung erfolgt

  • durch Tröpfcheninfektion, z. B. beim Sprechen, Atmen, Husten oder Niesen oder wenn Sekretspuren über die Hände in Nase, Mund oder Auge geraten
  • fraglich auch durch Kontaktübertragung, also wenn kontaminierte Oberflächen mit der Hand berührt werden und diese anschließend mit der Mund- oder Nasenschleimhaut sowie mit der Augenbindehaut in Kontakt gerät.Beispiele für solche Ansteckungsquellen sind Türklinken oder Straßenbahn-Haltegriffe.

Klinik und Verlauf

Nach einer Infektion mit dem Virus dauert es zumeist 2 bis 14 Tage, bis die Erkrankung ausbricht (in wenigen Fällen sind längere Inkubationszeiten bis 21 Tage dokumentiert). Schon in der Inkubationszeit ist die Infizierte ansteckend, d. h. sie verteilt ihre infizierten Sekrete auch ohne auffälliges Husten oder Niesen. Gelangt SARS-CoV-2 in den Körper, befällt es vor allem Atemwege und Lunge, aber auch den Magen-Darm-Trakt und die Leber.

Milde Verläufe. Die Erkrankung selbst verläuft meist ähnlich wie ein grippaler Infekt und dauert durchschnittlich 2 Wochen, dominierende Beschwerden sind: trockener Husten (40 %), Schnupfen (29 %), Fieber (27 %) sowie Störung des Geruchs- und Geschmackssinns (22 %, bei der Omikron-Variante selten). Häufig treten auch Gliederschmerzen, Kopf- und Halsschmerzen, Abgeschlagenheit und Kurzatmigkeit auf. Seltener gesellen sich Bauchschmerzen oder Durchfall dazu (bei Kindern häufiger).

Bei einigen Infizierten, darunter vielen Kindern, sind die Beschwerden so gering, dass sie kaum als Erkrankung wahrgenommen werden – ansteckend sind diese Menschen aber trotzdem.

Die Unterscheidung zur Grippe (Influenza) ist klinisch nicht sicher zu treffen – Hinweise können aber sein:

  • Die Kurzatmigkeit sowie der Geruchs- und Geschmacksverlust ist für COVID-19 typisch, tritt hingegen bei der Grippe kaum jemals auf.

Schwere Verläufe. Schwere Verläufe treten am häufigsten bei Patient*innen mit Risikofaktoren auf. Risikofaktoren sind:

  • Hohes Alter ab 60 Jahre (größter Risikofaktor, Risiko steigt mit dem Alter)
  • Vorerkrankungen von Herz (z. B. koronare Herzerkrankung) und Lunge (z. B. Asthma, chronische Bronchitis)
  • Rauchen
  • Adipositas (BMI > 30)
  • Diabetes mellitus, Krebserkrankung, Immunschwäche, auch durch Einnahme von die Immunabwehr schwächenden Medikamenten wie Kortison.

Bei schweren Verläufen entwickelt sich im Verlauf der Erkrankung eine interstitielle Lungenentzündung mit Luftnot und schweren Atmungsstörungen (ARDS), die eine maschinelle Beatmung erforderlich machen. Durch eine Entzündung der Gefäßwände (Endotheliitis) werden Thrombosen begünstigt, was sich in Beinvenenthrombosen oder Schlaganfällen äußern kann. Weitere Komplikationen sind Herzrhythmusstörungen, Myokarditis, Herzmuskelschädigung mit Pumpschwäche und das akute Nierenversagen. Bei einer hinzutretenden bakteriellen Infektion drohen zudem Sepsis und Schock.

Die Dauer der schweren Verläufe beträgt etwa 3–6 Wochen.

Etwa 1-2 % der Infizierten sterben, abhängig auch von der Qualität der intensivmedizinischen Versorgung – bei über 80-Jährigen beträgt die Sterberate jedoch bis zu 10 %.

Leichte Erkrankungen werden symptomatisch behandelt, etwa mit fiebersenkenden Mitteln und Schmerzmitteln. Bei schweren Verläufen stehen Medikamente zur Verfügung, die den Verlauf abmildern können.

Diagnosesicherung

Virusnachweis. Gesichert wird die Diagnose mit einem Rachenabstrich. Dabei entnimmt die Ärzt*in mit einem langstieligen Tupfer Material von der Schleimhaut im Rachen, steckt den Tupfer in das dazugehörige Röhrchen und schickt dieses in ein virologisches Speziallabor. Dort wird die Probe dann mithilfe der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) untersucht und das Virus, wenn vorhanden, nachgewiesen.

Durch Antigen-Tests (Schnelltest) werden virale Proteine nachgewiesen. Dazu wird mit einem Rachenabstrich Material gewonnen, alternative Tests nutzen Speichel als Material. Das Ergebnis steht innerhalb von 15 Minuten zur Verfügung und liefert eine Aussage darüber, ob man am Tag des Schnelltests ansteckend ist. Ein Schnelltest ersetzt nicht den PCR-Test.

Röntgen und klinische Untersuchung. Neben der viralen Diagnostik erfolgt eine klinische Untersuchung der Patient*in, auch um das Ausmaß der Infektion und eventuelle Komplikationen festzustellen. Eine Lungenbeteiligung weist die Ärzt*in durch Thorax-Röntgenaufnahmen oder mithilfe der Computertomografie nach. Bei Atemstörungen wird zudem der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen, z. B. mit einem Pulsoxymeter.

Weitere Labordiagnostik. Blutwerte dienen vor allem dazu, Komplikationen aufzudecken und die Entwicklung der Erkrankung zu kontrollieren. Typisch für die Virusinfektion ist z. B. eine verminderte Anzahl an Lymphozyten (Lymphozytopenie). Der Anstieg von CRP oder Prokalzitonin im Blut zeigt dagegen eine bakterielle Superinfektion, also eine zusätzliche Infektion der Lunge mit bakteriellen Erregern, die durch die virusbedingte Schädigung begünstigt ist. Bei einem Verdacht auf eine bakterielle Infektion entnimmt die Ärzt*in unverzüglich Blutkulturen, um den Erreger nachzuweisen und das passende Antibiotikum auszuwählen. Andere Laborwerte dienen der Beurteilung des Verlaufs, z. B. LDH und D-Dimere, deren Erhöhung auf eine ungünstige Prognose hinweisen.

Differenzialdiagnosen. Die wichtigste Differenzialdiagnose bei Husten und Fieber ist die Grippe (Influenza), aber auch Erkältungen. Bei schweren Verläufen sind andere Formen der Lungenentzündung auszuschließen.

Meldepflicht. Die Ärzt*innen sind verpflichtet, sowohl den Verdacht auf COVID-19 als auch jeden Krankheits- oder Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus zu melden. Die Meldung muss inklusive Namen und Kontaktdaten der betreffenden Personen innerhalb von 24 Stunden erfolgen.

Behandlung

Milde Verläufe

Je nach Leidensdruck werden die auftretenden Beschwerden mit fiebersenkenden Medikamenten, Schmerzmitteln und Wirkstoffen behandelt, die Husten, Halsschmerzen und/oder Schnupfen lindern. Außerdem muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Bei milden Verläufen können die Patient*innen in der Regel zu Hause versorgt werden. Aktuell sind aber auch zu Hause die vom RKI ausgesprochenen Quarantänemaßnahmen und Schutzvorkehrungen einzuhalten (Tipps zur Vermeidung der Ansteckung von Angehörigen siehe unten).

Frühzeitige Therapie bei Risikofaktoren

Wenn Risikofaktoren für einen schweren Verlauf vorliegen, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, um den Verlauf abzumildern. Weil es sich um starke Medikamente handelt, wägt die Ärzt*in den Einsatz eines solchen Medikaments individuell ab. Eingesetzt werden etwa die Medikamente Molnupiravir und Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid), die das Wachstum des Virus hemmen (Virostatika). Sie sind als Tablette verfügbar. Die Wirkstoffe Sotrovimab und Remdesivir sind Antikörper, die als Infusion verabreicht werden müssen.

Schwere Verläufe

Schwere Verläufe oder Patient*innen mit den genannten Risikofaktoren (siehe oben) werden stationär aufgenommen. Auch hier gelten die erforderlichen Quarantäne-Regeln. Wenn möglich werden die ansteckenden Patient*innen in einem Isolierzimmer untergebracht, im Falle einer Epi- oder Pandemie auch in sogenannten Kohortenzimmern mit mehreren SARS-CoV-2-Infizierten. Je nach Ausprägung der Beschwerden ist dabei eine intensivmedizinische Überwachung und Behandlung erforderlich.

Medikamentöse Therapie. Bei sehr schwerem Erkrankungsverlauf versucht man, die überschießende Immunreaktion zu vermindern. Die Patient*innen erhalten dann Dexamethason und unter Umständen die antiviral wirkenden Medikamente Baricitinib oder Tocilizumab eingesetzt. Der gerinnunghemmende Wirkstoff Heparin soll die Bildung von Thrombosen zu verhindern. Komplikationen behandeln die Ärzt*innen mit den jeweils erforderlichen Medikamenten, z. B. mit Antibiotika bei bakterieller Superinfektion.

Beatmung. Sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut auf unter 90 %, muss die Patient*in Sauerstoff erhalten. Dies geschieht entweder mithilfe einer Maske oder einer Nasenbrille, bei der die Luft durch zwei kleine Schläuche aus Kunststoff oder Silikon in die Nasenlöcher geleitet wird. Maske bzw. Nasenbrille sind mit einer Sauerstoffflasche oder einem Beatmungsgerät verbunden. Bei schwerem Sauerstoffmangel erfolgt die maschinelle Beatmung über einen Beatmungsschlauch, den die Ärzt*in bei einer Intubation in die Bronchien einlegt. Führt die invasive maschinelle Beatmung nicht zu ausreichenden Sauerstoffwerten im Blut, ist eine Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) zu erwägen, bei der ein externes Gerät die Funktion der ausgefallenen Lunge übernimmt (ähnlich wie eine Dialyse bei Ausfall der Nierenfunktion).

Prophylaxe

Impfung. Mehrere Impfstoffe stehen zur Verfügung, um der Erkrankung vorzubeugen. Derzeit (Juni 2022) sind in Deutschland fünf wirksame und sichere Impfstoffe zugelassen: mRNA-Impfstoffe von den Firmen BioNTech und Moderna sowie Vektorimpfstoffe der Firmen AstraZeneca und Johnson&Johnson sowie der proteinbasierte Impfstoff von Novavax.

Prognose

Die Schwere des Krankheitsverlaufs hängt stark vom Alter der Patient*in ab. Kleinkinder sind meist nur schwach oder überhaupt nicht symptomatisch. Bei über 80-Jährigen ist die Sterblichkeit hoch. Stark gefährdet sind auch über 60-jährige Männer mit einem Risikofaktor. Bei schwerem Verlauf kann die Genesung viele Wochen dauern.

Die Mehrzahl der unter 60-Jährigen erkrankt leicht oder mittelschwer. Bei leichtem Verlauf klingen die Symptome meist innerhalb von zwei Wochen ab.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wenn Sie selbst an COVID-19 erkrankt sind und nicht im Krankenhaus behandelt werden müssen, halten Sie sich an die vom Gesundheitsamt verordneten Quarantäne- und Hygieneregeln. Sie schützen andere Menschen vor Ansteckung, indem Sie

  • die verordnete Zeit in Quarantäne zu Hause bleiben
  • sich vor allem allein in einem gut belüftbaren Zimmer aufhalten
  • in Papiertaschentücher husten und niesen und diese sofort in Abfalleimern mit Deckeln entsorgen
  • auf das Händeschütteln und jeglichen weiteren Körperkontakt verzichten
  • 1 bis 2 m Abstand zu anderen Menschen halten
  • regelmäßig die Hände gründlich waschen, die Hände mit Einmalhandtüchern aus Papier trocknen
  • im Beisein anderer Menschen eine Atemschutzmaske tragen
  • den Kontakt zu Kranken oder alten Menschen meiden
  • alle Textilien bei 60° C waschen
  • Oberflächen in Bad und Toilette mindestens einmal täglich mit Desinfektionsmitteln reinigen, die viruzid oder bedingt viruzid sind.

Vorbeugung

Um eine Ansteckung zu verhindern und die Ausbreitung des Virus einzudämmen, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die auch zur Vorbeugung von Grippe und Erkältungskrankheiten sinnvoll sind:

  • Husten- und Nies-Etikette. Husten und niesen Sie nur in Papiertaschentücher, wenn Sie keines zur Hand haben in die Ellenbeuge.
  • Keimfreie Begrüßung. Verzichten Sie bei der Begrüßung anderer Menschen auf Händeschütteln und Umarmungen.
  • Händehygiene. Waschen Sie sich häufig und ausreichend die Hände, seifen Sie sich dabei mindestens 20 Sekunden lang ein.
  • Hände aus dem Gesicht. Versuchen Sie, sich möglichst wenig im Gesicht zu berühren, um sich nicht mit eventuell an die Hände geratenen Viren zu infizieren.
  • Abstand halten. Meiden Sie Menschenmengen, halten Sie auch sonst 1 bis 2 m Abstand zu anderen Menschen, vor allem, wenn diese an einer Erkältung leiden.
  • Impfungen nutzen. Schützen Sie sich und andere, indem Sie sich gegen Sars-CoV-2 impfen lassen.
  • Schnelltests wahrnehmen. Machen Sie vor einem Treffen mit mehreren Menschen oder mit Risikogruppen einen Schnelltest, um zusätzliche Sicherheit zu gewinnen. Ein Schnelltest gibt Ihnen einen Hinweis, ob Sie an dem Testtag ansteckend sind.

Weiterführende Informationen

  • Vertiefende Informationen zu COVID-19 finden sich auf der Website des Robert Koch-Instituts und auf der Website der WHO mit Zahlen zu COVID-19
  • Telefonnummern zu Hotlines bzgl. Informationen zu Corona-Infektionen bietet das Bundesgesundheitsministerium
  • Einen Flyer zu schützenden Hygienemaßnahmen bietet das Bundesgesundheitsministerium zum Download

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski, Dr. med. Tobias Höflein

HIV-Infektion und AIDS

AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes Immunschwächesyndrom): Durch das HIV (Humanes-Immundefizienz-Virus, HI-Virus) hervorgerufene, bislang unheilbare Infektionskrankheit mit vorwiegendem Befall der Abwehrzellen. Durch die zunehmende Abwehrschwäche kommt es zu immer häufigeren und immer schwereren Infektionen, auch durch ansonsten harmlose Erreger. In Deutschland infizieren sich ca. 2 500 Menschen jährlich (in Österreich unter 500), vor allem durch (ungeschützten) Geschlechtsverkehr. Weltweit zählt man rund 6 000 AIDS-Tote pro Tag, in armen Regionen vor allem Afrikas ist AIDS mittlerweile die häufigste Todesursache der unter 50-Jährigen (Zahlen Stand Ende 2007).

Leitbeschwerden

  • Meist über Jahre keine Beschwerden (trotz Ansteckungsfähigkeit)
  • Möglicherweise kurzzeitige „grippeartige“ Symptome kurze Zeit nach der Ansteckung
  • Erst nach Jahren langsam zunehmende Beschwerden, anfangs v. a. Pilzinfektionen (vorwiegend von Mund, Rachen und Genitalien), Fieber und länger anhaltende Durchfälle.

Die Erkrankung

Die Anfang der 1980er Jahre erstmals beschriebene, erworbene Immunschwächekrankheit AIDS wird durch eine Infektion mit dem HI-Virus verursacht. Das Virus wird prinzipiell mit allen Körperflüssigkeiten ausgeschieden, vor allem aber mit Blut, Sperma, Scheidensekret und Muttermilch (Hauptübertragungswege unten). Durch kleinste Haut- und Schleimhautverletzungen dringt das Virus in den Körper ein und zerstört vor allem Abwehrzellen, die das CD4-Molekül auf ihrer Oberfläche tragen. Hierzu gehören besonders die T-Helferzellen, eine Untergruppe der T-Lymphozyten, die andere Abwehrzellen aktiviert.

Die Viren vermehren sich schon bald nach der Infektion kräftig, die meisten Infizierten merken aber oft lange überhaupt nichts. In dieser Phase spricht man von HIV-Infektion. Nur bei ungefähr der Hälfte der Infizierten zeigen sich 1–6 Wochen nach der Infektion kurzzeitige Beschwerden, die denen einer Grippe, einer Halsentzündung oder eines Pfeifferschen Drüsenfiebers ähneln (akute HIV-Infektion).

Als Erstes bemerkt der Betroffene meist länger dauernde Lymphknotenschwellungen. Es folgen uncharakteristische Beschwerden wie allgemeine Schwäche, wiederholtes Fieber oder häufige und länger anhaltende Durchfälle. Schließlich kommt es immer öfter zu immer schwereren Infektionen. Da auch die Abwehr von Tumorzellen beeinträchtigt ist, treten Tumoren gehäuft auf, vor allem maligne Lymphome und Kaposi-Sarkome, die sich meist als rotbraune Flecke und Knoten auf der Haut und den Schleimhäuten zeigen. Viele Kranke magern immer mehr ab (Wasting-Syndrom). Last not least kann das HIV auch das Gehirn befallen. Erst wenn solche typischen Erkrankungen vorliegen, spricht man von AIDS.

Besondere Infektionen. Infolge der hochgradigen Abwehrschwäche können bei AIDS-Patienten Infektionserreger „angehen“, die für Abwehrgesunde keine Gefahr darstellen. Eine der AIDS-definierenden Infektionen ist eine Lungenentzündung durch Pneumocystis jiroveci (früher Pneumocystis carnii), einen weit verbreiteten Einzeller, der zu den Pilzen gehört. Auch eine Gehirnentzündung durch Toxoplasmen und schwerste Zytomegalie-Erkrankungen mit Augen- und Gehirnbeteiligung sind kennzeichnend für AIDS.

Hauptübertragungswege der Toxoplasmose-Infektion sind Katzenkot (Katzentoilette!) und rohes Fleisch. Menschen mit einem gesunden Immunsystem merken in aller Regel von der Infektion nichts. Infiziert sich aber eine HIV-positive Person, kommt es je nach Abwehrlage zu Beschwerden bis hin zur gefährlichen Hirnhaut- und Gehirnentzündung. Auch in der Schwangerschaft ist eine Toxoplasmose-Infektion gefährlich: für das ungeborene Kind, bei dem die parasitischen Einzeller vor allem Auge und Gehirn schädigen.

Ähnlich verhält es sich mit der Zytomegalie-Infektion (CMV-Infektion). Nur bei Abwehrschwäche treten teils schwere Lungen- und Leberentzündungen sowie nach Transplantationen Abstoßungsreaktionen auf. Schwerste Verläufe mit Augen- und Gehirnbeteiligung drohen vor allem AIDS-Kranken. Auch bei der Zytomegalie ist bei einer frischen Infektion der Schwangeren das Ungeborene gefährdet: Es besteht das Risiko vor allem bleibender Seh-, Hör- und Gehirnschäden.

Das macht der Arzt

Ab 3 Wochen bis 3 Monate nach der Infektion bildet der Organismus Antikörper gegen das HI-Virus, auf deren Nachweis alle gängigen AIDS-Tests basieren. Dies erklärt auch, weshalb nach einem möglicherweise „gefährlichen“ Kontakt erst nach einem Vierteljahr Sicherheit möglich ist. Zum Nachweis einer HIV-Infektion wird ein Suchtest (ELISA-Test) durchgeführt, bei positivem Ausfall ein Bestätigungstest angeschlossen. Der direkte Nachweis viralen Erbguts ist möglich, wird aber nur für spezielle Fragestellungen durchgeführt.

AIDS-Tests dürfen in Deutschland nur mit Einverständnis des Betroffenen durchgeführt und nicht „heimlich“ vom Arzt angeordnet werden. Bei der Frage der Anonymität ist die Sachlage unterschiedlich: In Praxen und Krankenhäusern bzw. ihren Ambulanzen sind anonyme Tests nicht möglich (das Personal unterliegt aber der ärztlichen Schweigepflicht), dafür gibt es Test, Beratung und Behandlung „aus einer Hand“. In Gesundheitsämtern können AIDS-Tests tatsächlich anonym durchgeführt werden.

In den Industrieländern stehen heute eine Reihe antiretroviraler Medikamente zur Verfügung, die das HI-Virus viele Jahre in Schach halten, bislang aber nicht ausrotten können. Die Behandlung, ihre Kontrollen und ihre Steuerung sind hochkompliziert und ändern sich schneller, als ein Buch gedruckt, geschweige denn neu bearbeitet werden kann. Topaktuell findet sich alles zum Beispiel unter www.hiv.net.

Vorsorge

Einer der Hauptübertragungswege des HI-Virus sind sexuelle Kontakte. Entsprechend ist eine der wichtigsten Vorsorgemöglichkeiten das Kondom, das zudem vor Hepatitis B und C sowie den „klassischen“ Geschlechtskrankheiten schützt.

Zweiter Hauptübertragungsweg ist Blut. 1 500–2 000 Bluterkranke haben sich beispielsweise in Deutschland in den 1980er Jahren durch Blutprodukte wie Bluttransfusionen mit dem HIV infiziert. Das Risiko durch Blutprodukte hierzulande ist mittlerweile minimal, in ärmeren Ländern ist es nach wie vor real (weshalb man z. B. bei Reisen in entsprechende Länder Einmalspritzen mitnehmen sollte).

Wo man sich nicht mit HIV ansteckt

Dass von Türklinken, Lichtschaltern, Händeschütteln, Umarmen und öffentlichen Schwimmbädern keine Gefahr ausgeht, ist mittlerweile wohl den meisten bekannt. Bei der Frage nach der gemeinsamen Benutzung von Besteck, Geschirr, Wäsche und Toiletten fühlen sich viele Laien schon unsicherer. Auch hier droht aber definitiv keine Infektion. Und wenn der Nachbar in der S-Bahn hustet und niest, fängt man sich vielleicht eine Grippe ein, aber nicht AIDS.

Eine Infektion ist selbst bei Hautkontakt zu den „theoretisch virushaltigen“ Körperflüssigkeiten Speichel, Schweiß und Tränen ausgeschlossen. Ob Schweißtropfen in der Sauna oder im Fitnessstudio oder Tränen im Kindergarten – panikartiges Zur-Seite-Springen oder der Griff nach einem Desinfektionsmittel sind überflüssig. Und ob man Freundschaftsküsse auf die Wange mag oder nicht, ist Ansichtssache – eine Frage des AIDS-Schutzes sind sie nicht. Küsse auf den geschlossenen Mund sind ebenfalls ungefährlich. Ab hier wird es dann allerdings langsam gefährlich: Denn obwohl erst eine (!) Übertragung durch Zungenkuss gesichert ist, raten Mediziner wie Selbsthilfegruppen bei einem HIV-infizierten Partner davon ab, da kleine Verletzungen im Mund nie auszuschließen sind.

Weiterführende Informationen

  • www.hiv.net – Private Internetseite mit kommerzieller Unterstützung, die sich primär an Mediziner richtet, aber über weite Teile auch für Laien verständliche Informationen zur HIV-Infektion und zu AIDS bietet, u. a. mit einem kompletten, jährlich aktualisierten Lehrbuch und monatlich neuen Informationen zu AIDS-Medikamenten.
  • www.aidshilfe.de – Internetseite der Deutschen AIDS-Hilfe e. V., Berlin: Umfangreich, mit seriösen Informationen und Broschüren zum Bestellen (Rubrik Materialien) und zum Herunterladen (Suchbegriff Download).

| Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Malaria

Malaria (Wechselfieber, Sumpffieber): Teils lebensbedrohliche parasitäre Infektionskrankheit mit wiederholten Fieberschüben. Die Malaria ist in vielen Feucht- und Halbtrockengebieten Südamerikas, Asiens und vor allem Afrikas heimisch.

Weltweit ist Malaria die häufigste schwere Infektionskrankheit mit rund 250 Millionen Erkrankten und rund 1 Million Todesfälle jährlich. Die Erkrankung ist aber auch hier bedeutsam, denn Fernreisende schleppen jährlich über 1 000 Erkrankungen nach Deutschland ein. Todesursache hierzulande ist oft eine zu spät einsetzende Behandlung, wenn die Diagnose nicht rechtzeitig gestellt wurde.

Infos zur Malariaprophylaxe und Hinweise für Fernreisende

Leitbeschwerden

  • Schwere grippeartige Allgemeinbeschwerden mit Kopf- und Gliederschmerzen
  • Wiederkehrend heftige Fieberschübe mit Temperaturen bis 40 °C
  • Auftreten der Beschwerden meist während des Tropenaufenthalts (frühestens eine Woche nach Ankunft) oder in den ersten sechs Wochen, selten auch etliche Monate nach der Rückkehr.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn Fieber nach einem Tropenaufenthalt auftritt.

Sofort den Notarzt rufen, wenn es zusätzlich zum Fieber zu Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen kommt, kleine rote Hautflecke auftreten oder sich der Urin verändert (z. B. rot, zu wenig).

Die Erkrankung

Die Malaria wird durch Plasmodien hervorgerufen. Sie zählen zu den Protozoen und werden durch den Stich der Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen. Dort halten sich die Plasmodien zunächst in der Leber auf und vermehren sich dann in den roten Blutkörperchen.

Da die Anopheles-Mücke nur in warmen Regionen überleben kann, sind Malariafälle hierzulande immer „importiert“. Fast immer erfolgt die Übertragung durch Mücken im Urlaubsland, sehr selten durch Mücken, die im Flugzeug oder Gepäck „mitgereist“ sind (Airport- bzw. Baggage-Malaria ohne Fernreise!). Angehörige brauchen keine Angst zu haben, sich durch Kontakt zum Malariakranken anzustecken.

Lebensgefährliche Komplikationen. Gefährlich ist in aller Regel nicht das Fieber selbst, sondern ein Befall des Gehirns sowie Nieren- und Lungenschäden, Gerinnungsstörungen oder eine massenhafte Auflösung der roten Blutkörperchen durch die Parasiten.

Das macht der Arzt

Bei Verdacht auf Malaria muss der Betroffene sofort ins Krankenhaus, wo eine Blutprobe unter dem Mikroskop untersucht wird. Eventuell gelingt der Nachweis nicht sofort, und die Untersuchung muss mehrfach wiederholt werden, da kleinere Blutmengen (wie die der Blutprobe) trotz einer Infektion frei von Plasmodien sein können.

Die Malaria wird mit Medikamenten gegen die Plasmodien behandelt. Da diese zunehmend resistent (unempfindlich) gegen die Wirkstoffe sind, sollte die Auswahl immer mit einem Tropeninstitut abgestimmt werden. Am gebräuchlichsten sind Chloroquin (z. B. Resochin®), Doxycyclin (z. B. Doxycyclin ratiopharm®), Mefloquin (z. B. Lariam®), Proguanil (z. B. Paludrine®), die Kombination aus Atovaquon und Proguanil (z. B. Malarone®) sowie die Kombination aus Artemether und Lumefantrin (z. B. Riamet®). Zusätzlich werden die Organkomplikationen behandelt.

Stand-by (Selbst-)Therapie

Selbsthilfe

Da die prophylaktische Arzneimittelgabe keinen 100%igen Schutz bietet, sollten Reisende Medikamente zur notfallmäßigen Selbstbehandlung (Stand-by-Therapie) ins Reisegepäck nehmen.

Dazu eignen sich vor allem Malarone®, Mefloquin® und Lariam® sowie eine Kombination aus den Substanzen Artemether und Lumefantrin (Riamet®), die ein relativ großes Nebenwirkungsspektrum (Kopfschmerzen, Herzrasen, Husten, Gelenkschmerzen) haben und sich deshalb nicht zur Prophylaxe eignen.

Die Stand-by-Therapie sollte begonnen werden bei Fieber über 38,5 °C, das nach mehr als einer Woche Aufenthalt auftritt, und sich nicht innerhalb von 48 Stunden bessert. Dies sollte jedoch nur eine Maßnahme bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe darstellen – jede mögliche Malariaerkrankung muss ärztlich abgeklärt werden.

Vorsorge

Bei Malaria spielt die richtige Vorbeugung, also die Malariaprophylaxe, die entscheidende Rolle. Konkret heißt das, Mückenstiche konsequent zu verhindern (Expositionsprophylaxe):

  • Während und kurz nach der Regenzeit sollten Reisen in Hochrisikogebiete gemieden werden. Eine Ausnahme sind die mittlerweile oft malariafreien Millionenstädte dieser Länder.
  • Da die Mücken vor allem abends und frühmorgens stechen, sollte man sich in dieser Zeit nach Möglichkeit in mückensicheren Räumen (Fliegengitter) aufhalten, die eventuell zusätzlich klimatisiert sind.
  • Zum Schutz unbedeckter Körperstellen sprüht man diese mit Mücken abweisenden Mitteln (Repellents) ein: Am häufigsten verwandt wird der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid, z. B. OFF®), eventuell kombiniert mit Permethrin (z. B. in Nobite® Hautlotion). Diese können allerdings Allergien hervorrufen, sind sehr geruchsintensiv, dürfen von Schwangeren und Kindern unter 2 Jahren nicht verwendet werden und greifen Kunststoffe an. Eine Alternative ist der Wirkstoff Icaridin (z. B. in Saltidin®), der auch besser verträglich sein soll.
  • Es empfiehlt sich außerdem, helle, weite Kleidung (dunkle Farben ziehen die Mücken eher an) mit langen Ärmeln und Hosenbeinen sowie Socken zu tragen. Zusätzlich kann man die Oberbekleidung mit Nobite® Kleidungsspray imprägnieren.
  • Insektizide (Pyrethrine oder Pyrethroide) lassen sich in Räucherspiralen (mosquito coils) oder – als modernere, effektivere Version – in elektrischen Verdampfern in abgeschlossenen Innenräumen ebenfalls gegen die Mücken einsetzen (unangenehme Beigabe sind möglicherweise durch die Wirkstoffe ausgelöste Nebenwirkungen wie Schleimhautreizungen oder Taubheitsgefühl).
  • Nachts ist es ratsam, unter Moskitonetzen zu schlafen (das Netz nicht berühren), deren Enden unter die Matratze geschoben werden. Man sollte jedoch vorher prüfen, ob sich keine Mücke darin befindet. Da man nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass alle Unterkünfte ein Moskitonetz stellen, ist es im Zweifel besser, selbst eines plus Befestigungsset mitzunehmen. Wie die Kleidung lassen sich auch Moskitonetze imprägnieren.

Medikamente zur Malariaprophylaxe

Zweites Standbein der Malariaprophylaxe ist die vorbeugende Einnahme von Medikamenten. Diese ist allerdings erschwert durch die Ausbreitung von Resistenzen (d. h. die Erreger haben sich schon an die Substanzen gewöhnt), die – nach Region und Ausmaß unterschiedlich – gegen jedes auf dem Markt befindliche Mittel existieren. Deswegen werden häufig auch mehrere Arzneimittel gleichzeitig verabreicht oder eines noch als Notfallmedikament mitgegeben.

Chloroquin (Resochin®) ist eine relativ gut verträgliche Substanz mit geringem Nebenwirkungsspektrum, die sowohl für Langzeitaufenthalte als auch in der Schwangerschaft und von Kindern eingenommen werden kann. Die Einnahme beginnt eine Woche vor der Abreise und endet vier Wochen nach der Rückkehr. Das größte Problem stellt die weit verbreitete Resistenz dar – einen Ausweg bietet die Kombination mit der (niemals allein verordneten) Substanz Proguanil (Paludrine®). An der guten Verträglichkeit und auch an der Einnahme ändert sich nichts.

Weist ein Reiseland ein sehr hohes Malariarisiko mit einer ausgeprägten Chloroquin-Resistenz auf, so ist die Einnahme von Mefloquin (Lariam®) anzuraten. Leider sind Nebenwirkungen wie Angst und Depressionen häufig, sie treten aber in der Regel bereits nach der ersten oder zweiten Dosis auf. Deshalb sollte 3–4 Wochen vor der Abreise ein Verträglichkeitstest durchgeführt werden, damit gegebenenfalls eine Alternative gefunden werden kann. Da die Nebenwirkungen neuropsychiatrischer Art sind, dürfen Patienten mit psychischen Erkrankungen diese Substanz nicht einnehmen. Auch Kleinkinder und Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel sollen Mefloquin nicht verordnet bekommen. Und: Bis drei Monate nach der Einnahme muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Die Einnahme muss nach der Rückkehr ebenfalls noch vier Wochen fortgesetzt werden.

Eine Alternative besteht in der Verordnung von Atovaquon/Proguanil (Malarone®), das sich insbesondere auch zur Vorbeugung der gefährlichen Malaria tropica eignet. Malarone® ist zwar teuer, aber gut verträglich und darf auch von Kindern eingenommen werden. Vorübergehend können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Verdauungsstörungen auftreten. Es reicht aus, mit der Einnahme des Medikaments 1–2 Tage vor der Abreise zu beginnen. Eine Einnahme bis sieben Tage nach der Rückkehr ist vorgesehen.

Eine durch neue Studien als gleichermaßen wirksam wie verträglich erwiesene weitere Möglichkeit ist die Einnahme von täglich 100 mg Doxycyclin (z. B. Doxyhexal®) beginnend einen Tag vor Abreise bis vier Wochen nach Verlassen des Risikogebiets. In Deutschland ist Docycyclin zwar formal (noch) nicht zur Malaria-Prophylaxe zugelassen, es wird aber von der WHO und von anderen Ländern dafür empfohlen. Als Nebenwirkungen kommen Durchfälle, erhöhte Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen vor. Falls fraglich ist, ob das Medikament vertragen wird, sollte mit der Einnahme schon zwei Wochen vor der Reise begonnen werden. Schwangere und Kinder unter 8 Jahren dürfen das Medikament nicht einnehmen.  

Wegen des schwerwiegenden Krankheitsgeschehens und der eingeschränkten medikamentösen Prophylaxemöglichkeiten sollten Schwangere und Kinder unter 5 Jahren auf Reisen in Malariagebiete verzichten.

| Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Reaktive Lymphadenitis

Reaktive Lymphadenitis (Entzündung des Lymphknotens): durch Infektionen ausgelöste, meist schmerzhafte Schwellung der Lymphknoten. Diese ist in der Regel regional begrenzt und geht nach überwundenem Infekt wieder zurück.

Leitbeschwerden

  • Meist schmerzhafte Schwellung regionaler Lymphknoten

Symptome der zugrunde liegenden Infektionskrankheit, z. B.:

  • Schnupfen, Husten, Halsschmerzen
  • Hautausschläge (oft bei Kinderkrankheiten und Herpes)
  • Schmerzen und/oder Jucken, Ausfluss der Genitalregion
  • Gerötete Schwellungen nach Insektenstichen, entzündete Wunden.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn eine Lymphknotenschwellung über mehr als drei Wochen besteht.

Die Erkrankung

Bei nahezu jeder Infektionskrankheit lassen sich geschwollene Lymphknoten tasten. Als Erreger kommen sämtliche Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten in Betracht. Die Erreger gelangen mit der Lymphe in den Lymphknoten, wo sie eine Abwehrreaktion und damit eine Lymphknotenvergrößerung auslösen. Man spricht von reaktiver Lymphadenitis, weil sich die Lymphknoten als Reaktion (= reaktiv) auf den Eindringling hin entzünden. Ist der Eindringling erfolgreich abgewehrt, verschwindet auch die Lymphknotenschwellung.

Das macht der Arzt

Bis zu einer Dauer von etwa drei Wochen wartet der Arzt erst einmal ab. Die meisten Lymphadenitiden gehen in diesem Zeitraum von selbst zurück. Ist eine behandelbare Infektion sichtbar, verordnet der Arzt schmerzlindernde oder antimikrobielle Medikamente.

Bleibt die Lymphadenitis dennoch bestehen, muss nach der Ursache gefahndet werden. Dazu werden einige Blutuntersuchungen und gegebenenfalls eine Lymphknotenbiopsie durchgeführt. Je nach Befund wird die zugrunde liegende Erkrankung behandelt.

Prognose

Die Prognose einer infektionsbedingten reaktiven Lymphadenitis ist in der Regel sehr gut.

| Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Zika-Virus-Infektion

Das Zika-Virus ist ein vor 60 Jahren in Uganda entdeckter RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren, zu den auch das Gelbfiebervirus gehört. Wie dieses wird auch das Zikavirus von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen, es wird jedoch vermutet, dass auch die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)  sowie die Übertragung von Mutter zu Kind in Frage kommen. Fälle von sexueller Übertragung sind beschrieben.

Das Virus ist derzeit vor allem in tropischen und subtropischen Ländern verbreitet, wurde aber auch in einzelnen Fällen in Deutschland bei Reiserückkehrern nachgewiesen.

Infektionen mit dem Zika-Virus verlaufen in der Regel mild oder symptomlos. Nur ein Viertel der Betroffenen entwickelt Symptome wie erhöhte Körpertemperatur, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder eine nichteitrige Bindehautentzündung. Die Beschwerden klingen zumeist innerhalb einer Woche folgenlos ab. Es sind keine Todesfälle bekannt, die unmittelbar auf eine Zika-Virus-Infektion zurückgehen.

Umstritten ist, ob das Zika-Virus bei Infektion von Schwangeren zu schweren Fehlbildungen des Gehirns führt. Ein Fall in Brasilien weist darauf hin, weitere Nachweise stehen aber aus. Entsprechend ist umstritten, ob großflächige Präventions- und/oder Quarantänemaßnahmen sinnvoll und notwendig sind.

Die Diagnose erfolgt per Blut- oder Urin-Untersuchung. Eine Impfung oder eine spezifische Therapie gibt es nicht. Die erste Infektion mit dem Zika-Virus verleiht jedoch lebenslange Immunität.

Im Januar 2016 wurde die Einführung einer Meldepflicht für Zika-Virus-Infektionen beschlossen.

| Von: apotheken.de-Redaktion